Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Handewitt
Wie bei den meisten Wehren unseres Kreises ist das Gründungsjahr um 1890 anzusehen. Jedoch sind Löscharbeiten in der Gemeinschaft schon früher erfolgt. Wohl mehr aus der Not denn aus der Lust am Feuerwehrdienst hatten sich die Männer der ersten Stunde zu einer FREIWILLIGEN FEUERWEHR zusammengeschlossen.
Da das alte Protokollbuch erst 1905 von dem damaligen Schriftführer Peter Hansen aus Handewitt-Ost begonnen wurde, sind alle Gründungsmitglieder der Wehr nicht genau bekannt. Als erster Brandmeister jedoch wurde 1890 der Gastwirt Andreas Jürgensen gewählt. Die Namen aller seit 1890 Dienenden aufzuführen, würde wohl den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Allerdings sind alle Feuerwehrmänner seit 1890 bis zum heutigen Tage erfasst und im Jubiläumsblatt von 1980 nachzulesen.
Die erste Wehr bezog sich auf die Ortsteile Handewitt und Langberg, während die Kolonie bis vor dem letzten Krieg eine eigene Feuerspritze besaß. Wie auch in anderen Gemeinden besaß unsere Wehr in den Gründungsjahren einen Löschwagen mit Handpumpenbetrieb, der von Bauernpferden gezogen wurde.
Um die Jahrhundertwende waren die Ausrüstungen noch wesentlich auf den persönlichen Einsatz der Wehrmänner abgestimmt. Die Ausrüstung bestand im Wesentlichen aus Ledereimern, Steigleitern mit einem großen gebogenen Haken (für das Strohdach), Wasserpatschen und aus den Signalhörnern, mit denen die Feuerwehrmänner zum Einsatz gerufen wurden. Schon 1901 war die Ausrüstung für alle Wehren im Amt Handewitt bei allen Dörfern enorm verbessert worden.
Jedoch waren alle Dorfbewohner schon damals, genau wie heute, auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Da die Häuser um 1900 fast alle mit Reet oder Stroh eingedeckt waren, bezogen sich die Löscharbeiten fast ausschließlich auf das Schützen angrenzender oder Nachbarhäuser. Da die Löschwasserversorgung früher sehr schlecht und die Hausbesitzer oft nicht versichert waren, hatten viele Bewohner durch Feuer Hab und Gut verloren. So wurden 1901 bei einem Großfeuer vier Häuser in Oberlangberg ein Raub der Flammen, wodurch sechs Familien obdachlos wurden.
Zu Beginn des letzten Krieges (1939) wurde eine Motorspritze angeschafft, die von einem Traktor gezogen wurde. Mit zunehmender Bombardierung der Stadt Flensburg musste unsere Wehr bei Fliegeralarm ständig mit der Spritze in Bereitschaft stehen. Da die Männer fast alle im Felde standen, wurde die Spritze von jugendlichen Feuerwehrmännern bedient.
Das alte Gerätehaus stand bis 1975 am damaligen Dorfteich in der Mitte des Dorfes, der bis zur Erstellung der neuen Wasserversorgung aus Frörup gleichzeitig als Löschteich diente. Heute sind wir dank der Hydranten in der Lage, fast jedes Haus der Gemeinde gegen Feuer zu schützen. Mit dem Wachsen der Gemeinde und dem Autoverkehr wuchs auch der Aufgabenbereich der Feuerwehr, und man kann heute wohl sagen, dass die Hilfeleistung im Straßenverkehr die Löscharbeiten bei weitem überwiegt.
Um 1945 besaß unsere Wehr ihr erstes Löschfahrzeug, dem noch einige gebrauchte Wagen folgten, bis das Amt 1978 das Tanklöschfahrzeug von der Feuerwehrschule Harrisleefeld für uns erwerben konnte. Mit diesem Fahrzeug sind wir optimal ausgerüstet, zumal wir noch zusätzlich ein kleineres Fahrzeug erhielten, in dem wir alle anderen Ausrüstungsgegenstände mitführen. So verfügen wir heute über vier Atemschutzgeräte, einen Liftsatz zum Anheben verunglückter Fahrzeuge mit einer maximalen Hebekraft von fünf Tonnen pro Kissen sowie einer Rettungsschere mit Spreizer.
Um mit der Einsatzleitstelle Schleswig in direkter Verbindung stehen zu können, wurde das TLF 16 mit einem 4-Meter-Band-Funkgerät sowie mit 2-Meter-Band-Handsprechgeräten ausgerüstet. Das Tanklöschfahrzeug hat einen Wassertank mit 2400 Litern Inhalt für den Schnellangriff sowie eine Vorrichtung zum Herstellen und Versprühen von Schaum mit einer Pumpenleistung von max. 1600 Litern pro Minute, besonders zur schnellen Brandbekämpfung an Bord. Beim Druck der Chronik hat die Wehr zurzeit 47 aktive Wehrmänner.
Einen der größten Einsätze erforderte 1961 der Großbrand auf dem in der Dorfmitte gelegenen Hof des Bauern E. W. Petersen. Das weichgedeckte Gehöft brannte bis auf die Grundmauern nieder. Mitverbrannt waren 20 Stück Großvieh; nur 10 Kühe und etwas Mobiliar konnten gerettet werden.
Aus einem Protokoll vom 12.12.1906 entnehmen wir folgende Aufzeichnung:
Unerwartet, noch in den Morgenstunden um etwa 7:30 Uhr, erblickte man in östlicher Richtung das kleine Wohngebäude des Ww. Baumholz in Handewittfeld in vollen Flammen stehen. Da nun die Alarmsignale unserer Feuerwehr sofort tönten und nach wenigen Minuten auch schon viele der Wehr erschienen waren, musste alles doch dem entfesselten Element zum Opfer gegeben und ein Raub der Flammen werden. Da kein Wasser zur Funktion der Spritze noch im Brunnen, Teichen oder Löchern in nächster Umgebung ausfindig zu machen war und ein beschwertes Herankommen der Spritze in Augenschein genommen war, machten Spritze und Gerätewagen in Unterlangberg schon kehrt.
— Peter Hansen, Schriftführer
In den 1920er-Jahren löste sich die Feuerwehr wegen Unstimmigkeiten innerhalb der Wehr auf, und es wurde eine Zwangswehr erstellt. Dies war jedoch eine einmalige Sache, und man fand sich nach einem Jahr wieder zu einer FREIWILLIGEN FEUERWEHR zusammen.
Heute ist eine einsatzkräftige Wehr, wie wir sie in den Gemeinden haben, nicht mehr aus einer Dorfgemeinschaft wegzudenken und findet in den Worten Schillers „Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht“ seine Bestätigung.
Unsere Wehrführer
Amtszeit | Name | Beruf |
---|---|---|
1890-1902 | Andreas Jürgensen | Gastwirt |
1902-1921 | Lorenz Stotz | Bauer |
1921-1924 | Jürgen Post | Bauer |
1925-1933 | Heinrich Stotz | Bauer |
1933-1949 | Johann Stotz | Gastwirt |
1951-1952 | Carsten Johannsen | Bäckermeister |
1953-1958 | Martin Riefe | Bauer |
1958-1968 | Peter C. Jessen | Bauer |
1968-1986 | Johs. Carstensen | Angestellter |
1987-1993 | Horst Ahrens | KFZ-Meister |
1993-2005 | Walther Behrens | Berufssoldat |
2005-2009 | Ralph Nöske | Beamter |
2009-2018 | Peter-Walther Johannsen | Disponent Agrarservice |
Seit 2018 | Simon Jasper | Berufsfeuerwehrmann |
1979 erbauten das Amt und die Gemeinde für unsere Wehr ein neues Feuerwehrgerätehaus mit den erforderlichen Mannschaftsräumen und einem angegliederten Bauhof. Hier sind wir optimal untergebracht und können zum Wohl der Bevölkerung schnell unsere Einsätze fahren.
Quelle: Handewitter Chronik